1999 – KH in Andechs

03.07.1999

Sieben Auszubildende auf dem „Heiligen Berg“ in Andechs

– oder: Schwarzfahrer fahren immer seltener nach Hamburg –

Sicher fragt sich mancher nun, was es mit diesem Satz auf sich hat.
Das ist eine lange Geschichte, die ihren Anfang in unserer Skifreizeit im Februar des Jahres 1999 nimmt. Damals entstand unter einigen Jungs, die sich auch privat sehr gut verstehen, der spontane Gedanke, an einem Wochenende die Umgebung der bayrischen Landeshauptstadt zu erkunden. Genauer gesagt, interessierte man sich eigentlich hauptsächlich für ein altes Kloster, das südwestlich von München gelegen ist: Kloster Andechs.
Dass auf Sprüche auch Taten folgten, war spätestens am Samstag, den 3. Juli 1999 nicht mehr zu übersehen. Nach und nach fanden sich alle Jungs unseres Lehrjahres (na ja, fast alle) im Hof der HOCHTIEF ein. Die frühe Morgenstunde konnte unserer Laune keinen Abbruch tun. Was unsere Stimmung jedoch zunehmend drückte, war das Fehlen von Daniel B. aus F.! Man entschloss sich, nach geraumer Wartezeit, die Reise ohne ihn zu beginnen.
Als wir uns kurz hinter Würzburg befanden, erreichte uns ein Anruf von Daniel B.. Er teilte uns mit, dass er verschlafen habe und mit dem Zug nachkommen werde, nachdem er sich erkundigt hatte, wo Andechs eigentlich liegen würde.
Da sich die Stimmung der übrigen 6 Teilnehmer im Bus schlagartig besserte, stoppte man zu einer zünftigen bayrischen Brotzeit auf einer ruhigen Raststätte.
Als wir schließlich in Etterschlag, einem kleinen Dörfchen südwestlich von München, angekommen waren, hielten wir uns nicht lange in der Pension auf. Man machte sich gleich auf den Weg nach Andechs – ein Stück mit der S-Bahn und insgesamt ca. 8 km zu Fuß.
Daniel B., der, in ständigem Telefonkontakt zu uns stand, traf dort sogar vor uns ein – ICE macht’s möglich! So konnten wir – endlich alle vereint – um ca. 15 Uhr mit unserer ersten Maß auf unser Zusammentreffen anstoßen.
Alles passte: die Stimmung war spitze, das Essen reichlich (manche Teilnehmer hatten mit einer Haxe zu kämpfen, die einfach nicht weniger werden wollte!), der Himmel war strahlend blau und die Landschaft zum Genießen. Ach ja, und auch an dem guten Klosterbier mangelte es eher nicht.
So machte man sich rundum zufrieden am frühen Abend auf zum Abstieg, der sich dann doch als relativ lange erwies. Dies gab uns auf der anderen Seite jedoch auch die Zeit für intensive Gespräche untereinander über … – na ja, sagen wir – über verschiedene Themen.
Unten angelangt entschlossen wir uns zu einem erfrischenden Bad im Ammersee. Beim anschließenden Abendessen – während eines herrlichen Sonnenunterganges – erreichte wohl jeder von uns seinen absoluten Tiefpunkt. Schließlich war man ja mittlerweile seit über 12 Stunden auf den Beinen und hatte die ein oder andere Strapaze hinter sich. So waren wir wohl alle ganz froh, für einen Teil des Rückweges wieder die S-Bahn nehmen zu können.
Damit begann jedoch eine Reihe unglücklicher Umstände:
Als wir ca. eine halbe Stunde auf die S-Bahn warten mussten, griffen uns scheinbar tausende von Mücken im gleichzeitigen Sturzflug an.
Was die Wartezeit auch nicht gerade verkürzte, waren anstrengende Gespräche mit einigen weiblichen Jugendlichen aus Herrsching, oder sollte ich besser – mit einigen Kindern – sagen?!
Die Erlösung schien zu nahen, als endlich die lang ersehnte S-Bahn einfuhr und sich einige von uns wohl auf einen Augenblick der Ruhe freuten, ohne sich gegen Mückenschwärme und aufdringliche Kinder wehren zu müssen. Doch diese Hoffnung sollte enttäuscht werden, denn mit der Ruhe war es schnell dahin oder besser gesagt, es kam erst gar nicht dazu. Ich muss zugeben, dass wir alle in heiterer Stimmung die S-Bahn bestiegen und der ein oder andere von uns aus dieser Stimmung auch in der Bahn keinen Hehl machte. Damit wiederum zogen wir uns den Unmut eines Fahrgastes zu, was ja – in gewissem Maße – noch verständlich ist, aber schließlich war ja jeder mal jung, oder? Als besagter älterer Herr dann aber begann, grundlos Beschuldigungen gegen Markus N. und Eik B. auszusprechen, war das Maß voll. Es kam zu einem heftigen Wortgefecht zwischen diesen drei Personen, in dessen Verlauf der ältere Herr aufgefordert wurde, seinen Vorwurf zurückzunehmen, dass Leute wie wir auch nachts S-Bahn-Türen eintreten würden. Als wir dann unseren Zielbahnhof erreichten, musste man sich wohl oder übel auf ein Unentschieden einigen.
Auf den restlichen Kilometern bis zu unserer Pension hatten sich die Gemüter dann wieder so weit beruhigt, dass man gegen 23 Uhr sogar noch beschloss, in den Biergarten, wenige Meter vor unserer Pension, einzukehren. Plötzlich war alle Müdigkeit wie weggeblasen. Man trank noch ein Maß Bier und nahm auch noch eine Kleinigkeit zu Essen zu sich.
Mit dem Gefühl, einen wunderschönen Tag erlebt zu haben, machten wir uns dann auf die letzten paar Meter zur Pension, wo nicht nur in unseren Zimmern sehr schnell die Lichter ausgingen.
Der Sonntag begann, nachdem manche von uns ihre tierischen Gymnastikübungen abgeschlossen hatten (ich sage nur „bonking sheep“), mit einem bombastischen Frühstücksbüffet. Danach packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Da das Wetter jedoch dem des Vortages in nichts nachstand, entschied man sich noch für einen ausgedehnten Badeaufenthalt am Wörthsee.
Rundum zufrieden, gut gelaunt und natürlich auch etwas geschafft erreichten wir nach diesem 36-Stunden-Trip am Sonntagabend wieder die Mainmetropole.
Um nochmal zur 2. Überschrift dieses Artikels zurückzukehren: Während dieser zwei Tage begegnete uns in den verschiedenen S-Bahnen immer wieder ein Plakat der Münchener Verkehrsbetriebe mit dem Aufdruck: „Schwarzfahrer fahren immer seltener nach Hamburg.“ Trotz intensiven Nachdenkens ist uns der Sinn dieses Spruches bis heute verborgen geblieben. Wir haben nur diese eine Erklärung, warum besagte Personen immer seltener in den hohen Norden fahren: weil Schwarzfahrer eben heute öfters nach München fahren!
Für uns bleibt abschließend über dieses Wochenende, das wir alle wohl nur in zu guter Erinnerung behalten werden, zu sagen, dass sich mal wieder gezeigt hat, dass wir eben doch mehr sind als nur Arbeitskollegen!
markus s.

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